Cuckoo – ein Haufen komischer Vögel

Hallo lieber Blog,

der deutsche Film ist tot.

So könnte man meinen, wenn man die meisten Filmbegeisterten über deutsche Kinofilme reden hört – mich eingeschlossen. Klar gibt es ein paar eingefleischte Verteidiger abseits der schweigerhöfernden, von Göhte abgefuckten, bleibgetreuen Vögel. Aber hin und wieder haben sie tatsächlich Recht. Denn entgegen der landläufigen Meinung gibt es durchaus noch deutsche Filme, die überraschen und begeistern können.

Als ich zu “Cuckoo” ins Kino ging, wusste ich fast nichts über den Film. Keinen Trailer, keine Kritiken, keine YouTube-Videos. Ich kannte lediglich das Poster und wusste, dass Hunter Schafer die Hauptrolle übernimmt. Erst kurz vor Filmstart wurde mir wieder bewusst, dass es sich um einen deutschen Film handelt und dass ich “Cuckoo” bereits auf meiner Liste für die 74. Berlinale hatte. Also perfekte Voraussetzungen, um unvoreingenommen einen Überraschungshit zu erleben.

Was zum Kuckuck?

“Cuckoo” startet durchaus stark. Neben Dan Stevens, der mich schon seit „Legion“ jedes Mal begeistert, wenn ich ihn irgendwo entdecke, kann auch das Setting in den bayrischen Alpen überzeugen. Von Stahlzäunen an Hintergärten bis zu Ferienlager-Toiletten erleben wir durchgehend 90er-Flair, welches bei meiner Generation eher mäßige Nostalgie auslöst. Das zeigt auch Hunter Schafer, die sich hervorragend unbeeindruckt und gelangweilt durch die Kulisse bewegt und damit exakt meine damalige Gefühlslage trifft.

Auch in Sachen Prosthetics haben alle ihre Hausaufgaben gemacht – ich sage nur „Tackern“.

Auch in Sachen Prosthetics haben alle ihre Hausaufgaben gemacht – ich sage nur „Tackern“. Allein dieser Effekt hat mich überrascht fragen lassen, ob das wirklich so gemacht wird…

Umso mehr beeindruckt die Stimmung, die Regisseur Tilman Singer kreiert. Alles ist irgendwie off und nicht ganz stimmig. Wenn man einen Film fragt, wie artsy-fartsy er sein möchte, und dieser mit einem Blockflöte spielenden Antagonisten antwortet, dann frage ich mich zwar zu Recht “Was zum Kuckuck?”, aber genau das ist auch beabsichtigt. Hier hat der Film definitiv seinen ganz eigenen Stil gefunden, der ihn von vielen anderen deutschen Produktionen abhebt.

Hunter Schafer beschreibt es am besten, wenn sie gefühlt die vierte Wand durchbricht und selbst die Frage stellt, die das Publikum die meiste Zeit beschäftigt: „Wie komisch kann man denn bitte sein?“

Ein König, der auf die korrekte Aussprache seines Namens besteht, während er den Namen Gretchen auch nach mehrmaligem Hinweis weiterhin falsch betont, beantwortet die Gretchenfrage subtil, ohne sie stellen zu müssen – natürlich ist er der Antagonist.

Selbst ein Ei ins Nest gelegt

Trotz der starken Einstiegsszenen weist “Cuckoo” gegen Ende auch einige Schwächen auf. Das klassischste Klischee ist wohl, dass sich zwei Männer mit Waffen gegenüberstehen, minutenlang beschießen und am Ende nicht ein mal getroffen werden. „Die schießen schlechter als Stormtrooper“ ist nicht zu Unrecht durch den Kinosaal geraunt. Hier legt sich der Film leider selbst ein Ei ins Nest.

Was genau es mit den Cuckoos auf sich hat, wo sie herkommen, warum noch niemand von ihnen gehört hat, wie die Forschenden auf sie gestoßen sind und wie ihre Fähigkeiten funktionieren, sind Fragen, die unbeantwortet bleiben. Aus meiner Sicht ist das aber auch nicht zwingend notwendig. Ich kann mich auf das Mysterium durchaus einlassen. Dennoch sind die Déjà-vu-Sequenzen und die Muskelzuckungen jedes Mal aufs Neue irritierend.

Aber ich kann vieles davon verzeihen, weil der Film mir eine Szene gegeben hat, die mich von nun an sehr unruhig werden lässt, wenn ich mit dem Fahrrad im Halbdunkeln unter einer Reihe Straßenlaternen hindurchfahre.

Insgesamt ist “Cuckoo” ein wirklich ungewöhnlicher, aber faszinierend-eigenständiger deutscher Film, der mir trotz einiger Schwächen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

Cuckoo – ein Haufen komischer Vögel

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