Dune – Das Gesamterlebnis

Hallo lieber Blog.

Ich bin im Wüsten-Fieber. Das Spice hat mich erwischt. Möge Shai-Hulud mir gnädig sein.

Dune ist ein Kinoerlebnis, dass es vielleicht seit Star Wars nicht mehr gegeben hat. Dune Memes fegen durch das Internet wie ein Sandsturm, der Moonwalk wurde durch den Sandwalk abgelöst und ich rede seit Tagen wie ein Sardaukar. Und warum? Weil Denis Villeneuve eine epische Sci-Fi Geschichte in atemberaubenden Bildern auf die Leinwand gebracht hat. Und ich kann nur sagen: Der Erfolg gibt ihm Recht. Denn nachdem der erste Teil 2021 trotz der damaligen Beschränkungen der Corona-Pandemie und dem gleichzeitigen Streamingstart im Alleingang das Kino wiederbelebte (da ich habs gesagt!) konnte der zweite Teil an den Kinokassen sogar nochmal ordentlich nachlegen.

Und ohne dass ich es geplant habe, habe ich mir in kurzer Zeit das Dune Gesamterlebnis gegönnt. Neben den beiden neuen Teilen ist auch die 1984er Duneverfilmung über den Bildschirm geflimmert und die Comicreihe, die sich sehr nah an den Büchern orientiert, ist endlich vom to-read-Stapel gewandert. Die Bücher werden noch folgen, um herauszufinden was tatsächlich geschrieben steht.

Denis Villeneuve und die neuen Filme

Es passiert nicht oft, dass ich einen Film mehrfach schaue. Besonders nicht in relativ kurzer Zeit. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich mir denke, in der Zeit kann ich ja lieber etwas Neues entdecken, was ich noch nicht kenne. Aus irgendeinem Grund hat mich Timothée Chalamets Frisur allerdings so gefesselt, dass ich mir Dune Part 1 seit der Veröffentlichung 3 mal angeschaut habe. 2 mal davon im Urlaub. Und um eine Freundin zu zitieren, die nicht aufhören konnte während des Films diesen Satz zu wiederholen: „This is so epic!“

Und sie hat Recht! Der Film hat es geschafft Frank Herberts verrückte, abstruse und in sich verworrene Geschichte sauber zu strukturieren obwohl das Werk bisher als unverfilmbar galt. Selbst wenn ich vorher schon ein Anhänger des Duneismus gewesen wäre, hätte der Film mir nicht weniger geboten als ich mir hätte erhoffen können. Eine Urlaubstradition, die sich gern fortsetzen darf.

Und dann kam Dune Part 2 ins Kino. Die Fußstapfen waren fast schon zu groß, um sie mit irgendeinem Sandwurm füllen zu können. Aber Shai-Hulud ist nie zu früh oder zu spät. Er erscheint immer genau dann, wenn er vorhat zu erscheinen. Und so erschien er, als wir uns gerade im Urlaub befanden. Es steht geschrieben, dass die Worte des Lisan al Gaib mächtig genug seien, um sie auch in fremden Zungen verstehen zu können. Wir gingen also in OV – mit Untertiteln. Ungünstigerweise mit italienischen Untertiteln… Wenn du kein Blog wärst und den Film gesehen hättest, wüsstest du, was das bedeutet…

Aber wie es die Prophezeiung besagt, stellte sich genau das als weiteres Qualitätsmerkmal heraus. Einen Film zu machen, der funktioniert auch wenn man über die Hälfte des Dialogs nicht versteht, das meine lieben Fremer und Freminnen, ist die hohe Kunst der Kinographie.

Und nachdem ich Part 2 dann nochmal in Deutschland mit verständlichen Untertiteln geschaut habe, kann ich ruhigen Gewissens sagen: Ich habe jetzt auch endlich mein eigenes Star Wars.

David Lynch und Dune 1984

Verfilmungen zu Dune haben insgesamt eine bewegte Geschichte. Viele bekannte Namen wurden über die Zeit mit einer Adaption in Verbindung gebracht, doch tatsächlich erschienen ist äußerst wenig für eine so beliebte Sci-Fi Romanreihe. Das bekannteste unveröffentlichte Beispiel ist wohl der gescheiterte Versuch von chilenischen Regisseurs Alexandro Jodorowski. 2013 hat man sich sogar dazu entschieden unter dem Titel „Jodorowsky’s Dune“ eine eindrucksvolle Dokumentation zu dem gesamten Projekt zu veröffentlichen, die man sich sogar gratis in der Arte Mediathek gönnen kann, was ich getan habe. Hier wird eindrucksvoll vermittelt wie nah Genie und Wahnsinn beieinander liegen. Zumindest sofern man Genie als Größenwahn und Wahnsinn als Selbstverliebtheit sieht.

Der erste der es tatsächlich schaffte die Geschichte um Paul Atreides auf die Große Leinwand zu bringen war David Lynch. Ich vermeide absichtlich das Wort „Film“, weil ich mir nicht sicher bin, ob man diesen Fiebertraum so bezeichnen kann. Wer noch nie Kontakt zu dem Universum hatte wird hier heillos verloren gewesen sein, wie ein Fremen ohne Destillanzug auf Arrakis. Die Kinobesuchenden haben damals sogar Vokabelzettel bekommen, um dem Überfall der Harkonnen auf die Atreides in Arrakeen mit Unterstützung der Sardaukar des Imperators sowie den Fremen in ihren Sietches und der Bene Gesserit-Prophezeihung des Kwisatz Haderach der von Shai-Hulud gepriesen wird, überhaupt folgen können.

Naja. Muad’Dib wissen.

Die eigentliche Geschichte die Lynch erzählen wollte, sollte 10 Stunden umfassen. Letztendlich wurden es knapp unter 3 Stunden. Und die fehlenden 7 Stunden merkt man einfach überall. Von abstrusen Dialogen, bei denen die Schauspielenden selbst nicht wissen was sie da von sich geben über übertriebenes Augenbrauengame bis hin zu enormen Plotholes ist alles da was das Herz begehrt. Und trotzdem kann ich auch diesem Werk erstaunlich viel abgewinnen. Er hält sich an vielen Stellen viel näher am Buch, als Villeneuves Neuverfilmung, was man aber wahrscheinlich nur zu schätzen weiß, wenn man sich in der Welt von Dune bereits gut auskennt.

Und falls man keine Lust auf die Bücher hat, dann habe ich da eine gute Alternative parat.

Brian Herbert, Splitter und die Dune Comics

Bielefelds bester Comicverlag hat sich Dune ganz groß auf die Fahnen geschrieben. Sowohl eine Graphic Novel zum Villeneuve-Film, als auch etliche Ableger wie „Haus Atreides“, „Haus Harkonnen“, „Geschichten aus Arrakeen“ oder „Die Wasser des Kanly“ aus dem Hause Splitter erzählen Geschichten vor, nach und während Paul Atreides Heldenreise. Was ich hier aber besonders hervorheben möchte, sind die ersten beiden bisher erschienenen Bände von „Frank Herbert’s Dune – Die Graphic Novel“. Brian Herbert hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seines Vaters einer neuen Generation nahezubringen. Und dafür will er in dieser Reihe gar nicht viel neues erzählen, sondern die Geschichte am liebsten 1 zu 1 in Comicform umsetzen. Und das funktioniert meiner Meinung nach erstaunlich gut.

Im ersten Band wird nicht lange um den heißen Sand drumrum getanzt. Es geht um Verrat, Misstrauen, eine Prophezeiung und natürlich den Erlöser. Lisan Al-Gaib. Ein Königreich voll Sand inklusive.

Ich habe Leto Atreidis‘ Menschlichkeit und ein Gedanken-Battle „Mentat vs Bene Gesserit“ miterlebt, dass es nicht auf die große Leinwand geschafft hat. Die Sandwürmer sehen einfach großartig aus. Insgesamt diente entweder David Lynchs Verfilmung als grafische Vorlage oder die Verfilmung hat sich tatsächlich schon sehr nah an den Beschreibungen aus dem Buch gehalten. So oder so – eine wirklich gelungene erste Graphic Novel.

Der zweite Band startet mit einer Flucht, einem todbringenden Sturm und Schmugglern, bringt einen Fremen, dem mal der Mund mit Seife, statt mit Sand ausgewaschen werden sollte und führt zu Träumen von Renaturierung.

Es ist wirklich stark, wie der Mythos, der das Dune-Universum (Duniversum? Hallo? Gibt’s den Begriff schon?) ausmacht, hier eingefangen wird. Weder David Lynchs 1984er Version, noch Villeneuves episches Kinomeisterwerk kommt an diesen Stil heran. Als kleines Beispiel: Die Harkonnen kämpfen mit zweierlei Messern. Eins ist schwarz, was für Reinheit steht und eine ist weiß, welches das vergiftete ist. Allein dieses Detail sagt schon so viel über dieses Haus aus und hebt die Detailtreue beim Kampfturnier auf Giedi Prime in der Neuverfilmung hervor ohne dass explizit darauf hingewiesen wird. Einfach nur ein kleiner Bonus für die Buch-Fans.

Und nun bin ich mit fast allem durch. Ab jetzt beginnt erneut die Zeit des Wartens.

Warten auf den dritten Kinofilm.

Warten auf den dritten Comicband.

Warten, bis ich die Motivation finde mich den Büchern zu widmen.

Warten auf das Spice.

Zum Glück gibt es in der Zwischenzeit anderen Stoff den man sich reinziehen kann. Hab ich schonmal von unserm Herrn und Erlöser Invincible erzählt?

Dune – Das Gesamterlebnis

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4 Gedanken zu „Dune – Das Gesamterlebnis

  1. This is epic! Werde mir die Graphic Novel auf jeden Fall jetzt holen. Buch lese ich gerade, aber an die epischen Filmszenen kommt es nicht heran. Mich würde jetzt aber noch interessieren, was „Möge dein Messer splittern und brechen“ auf italienisch heißt.

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