Schocktober Teil 6 – ARTHOUSE in Hochform, Wut-Zombies und wenig eigene Einfälle

Hallo lieber Blog,

Manchmal hat man diese Tage, an denen man feststellt, dass alles irgendwie zu viel ist. Die kleinsten Sachen stressen und am liebsten will man nur ins Bett und alles auf morgen schieben. Und wenn man sich dann auch noch eine Liste mit über 30 Filmen erstellt hat, die man in einem Monat abarbeiten will, zählt das auch zu den Sachen, auf die man keine Lust mehr hat.

Dann kommt aber ein Film wie The Lighthouse aus dem Nichts und zeigt, warum Filme einfach geil sind. Ein gemeinsamer Filmabend hilft auch, vor allem, wenn man die Auswahl bereits eingegrenzt hat und die stundenlange Suche auf den Streamingdiensten entfallen kann. Ich bin gespannt, wie mein restlicher Schocktober verläuft.

The Lighthouse

Wow, “The Lighthouse” ist ein filmgewordenes Theaterstück mit zwei Darstellern, die einmal mehr zeigen, was so alles in ihnen steckt. Zwei Männer sind für die nächsten 4 Wochen die Besatzung eines Leuchtturms und versuchen dabei nicht vollständig den Verstand zu verlieren. Robert Pattinson erledigt als Neuling die Drecksarbeit, während Willem Dafoe mit Monologen um sich wirft, die meine Deutschlehrerin mit größter Begeisterung in Grund und Boden interpretiert hätte.

Ein Kammerspiel in Schwarz-Weiß mit einem nahezu quadratischen Bildausschnitt und expressionistischer Beleuchtung, die an die frühen Filmanfänge erinnern. Größer könnte man Arthouse nicht schreiben. Der feuchtgewordene Traum eines jeden Gedichtinterpretationsfanatikers mit einer theatralen Ausführung, die Nic Cage vor Neid erblassen lässt. Dazu kommt eine Prise Seemannsgarn, eine Menge Alkohol, ein Streit mit einer Möwe und Wahnsinn in den Augen und schon verliert man den Überblick, ob gerade Stunden oder Tage vergehen.

Der Alkohol macht aus besten Freunden schlimmste Feinde und umgekehrt. Beide spielen mit vollem Körpereinsatz, und damit meine ich nicht nur Willem Dafoes Art und Weise, seinen Sätzen Nachdruck zu verleihen (mit Furzen). Horroraspekte halten sich in Grenzen, es geht hier hauptsächlich um die Beklemmtheit und wie sich die Psyche am Rande des Wahnsinns verhält. Hat mich begeistert und auch nach Filmende weiter begleitet. So soll es sein.

28 Weeks Later

28 DAYS Later hatte ich als einen der realistischsten Zombiefilme in Erinnerung. Beim Rewatch vor 4 Jahren hat sich das als enorm falsche Erinnerung herausgestellt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich natürlich auch bereits selbst Pandemieerfahrung. Infizierte, die sich innerhalb von Sekunden in Rage-Quitter verwandeln, sind zwar krass, eine weltweite Ausbreitung ist dadurch aber nicht sonderlich realistisch. Kein Flugzeug würde mit Infizierten abheben, geschweige denn ankommen.

Teil 2 kommt aber überraschend positiv weg. Vermutlich hatte ich die „Reihe“ deswegen in guter Erinnerung. Versteht mich nicht falsch, die Shaky Cam und Strobolicht sind immernoch am Start, aber immerhin handeln die Charaktere halbwegs nachvollziehbar. Ich sage halbwegs, weil die Entscheidung, auf fahrende Autos zu schießen, schon bisschen dumm ist. Nur weil Code Red ist, heißt das nicht, dass Zombies plötzlich den Führerschein haben. Und wenn man eine Rolltreppe nach unten ins stockfinstere fällt, dann wartet man natürlich nicht bis die anderen hinterherlaufen kommen. Nein! Man rennt natürlich weg, ist spurlos verschwunden und antwortet nicht auf ihre Rufe.

Dafür gibt’s moralische Konflikte, eine Bombardierung Londons, mit einer Feuerwand, die sich tricktechnisch auch heute noch sehen lassen kann, Jeremy Renner, der mit Zielfernrohr übt, bevor er sich den Hawkeye-Bogen umgehängt hat, das Thema Immunität, das ins Spiel gebracht wird und der Virus, der Europa erreicht – sonst hätte ein kommender dritter Teil auch absolut gar keine Daseinsberechtigung. Hat mir Spaß gemacht.

Fresh

„Fresh“ kommt mit einer nicht ganz so frischen Idee daher. Man könnte sagen, der Film hat nicht den Arsch in der Hose, etwas wirklich Eigenständiges zu machen (den Gag versteht man nur, wenn man ihn gesehen hat). Stattdessen bedient er sich lieber bei verschiedenen Ansätzen aus anderen Filmen, die bereits gut funktioniert haben. Ein bisschen Hannibal hier, eine Prise American Psycho da und dann wird’s schon irgendwie werden.

Das tut es tatsächlich – und das nicht nur, weil man den Zuschauenden einen legitimen Grund gibt, Daisy Edgar-Jones auf den Arsch zu schauen. Ein R-Rating hätte man sehr einfach vermeiden können, indem man auf ein sehr explizites Dick-Pic verzichtet hätte – denn wirklich blutig wird es hier nicht. Warum er dann ausgerechnet auf Disney+ erschien, weiß ich allerdings auch nicht.

Aber zurück zum Film: Nach den späten Opening Credits geht es nämlich endlich los. Seichte RomCom wandelt sich in Möchtegern-Thriller. Das funktioniert streckenweise ganz gut, aber gegen Ende werden die typischen Tropes leider überstrapaziert. Am Ende bleiben auch mehrere Fragen unbeantwortet.

Hauptaussage ist: Männer sind scheiße und behandeln Frauen wie Fleisch – I get the metapher. Konsequent ist allerdings der Typ, der sich entscheidet, einfach wieder heimzufahren. Love that Guy.

Schocktober #6: The Lighthouse, 28 Weeks Later & Fresh

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