Schocktober Teil 4 – Krasse Hexen, Nic Cage Revenge-Splatter und indigene Mythengestalt
Hallo lieber Blog,
So langsam merke ich, dass ein ganzer Monat voller Horrorfilme eine noch größere Herausforderung ist, als ich anfangs dachte. Zumal ich ja auch noch ins Kino gehe – und da laufen nicht durchgehend Horrorfilme.
Obwohl ich einen kleinen Schock bekommen habe, als Transformers One in der Sneak lief und Joker 2 mich schockiert zurückgelassen hat, kann ich die wohl kaum zum Schocktober dazu zählen. Naja. Was muss, das muss. Und nach dem Schauen steht hier auch noch die Zusammenfassung an.
Lieber Blog, ich mag dich. Aber ich weiß noch nicht, ob das mit uns beiden langfristig funktionieren kann. Es liegt nicht an dir. Obwohl … vielleicht doch. Egal. Hier sind meine 5 Cent zu weiteren 3 Schocktober-Picks.
Der Hexenclub / The Craft
Der Hexenclub aus den 90ern ist eine klassische Highschool-Story. Ein junges Mädchen kommt neu an eine Schule und versucht Anschluss zu finden. Bald lernt sie 3 weitere Mädels kennen, die sie dazu einladen Übernachtungspartys zu schmeißen, im lokalen Hexenladen shoppen zu gehen, Footballspieler zu verhexen, satanische Rituale durchzuführen und sich gegenseitig zu bekämpfen. Wer kennt es nicht. Eine schöne Mischung aus Buffy und Clueless.
Aber so nett, wie die Geschichte beginnt, umso verrückter entwickelt sie sich. Anfangs verbreiten sich Schulhofgerüchte à la „13 Reasons Why“, die in heftiges Mobbing ausarten. Ich habe aber definitiv nicht mit rassistischen Beleidigungen, Beinahevergewaltigungen und psychischem Terror gerechnet.
Überraschenderweise haben sich die Effekte immernoch gut gehalten. Eine Szene war sogar ikonisch genug, um im Vorspann von “Agatha All Along” verwendet zu werden. Aber ich verrate nicht welche. Ätsch.
Zudem sind die 4 Hauptcharaktere wirklich gut ausgearbeitet. Jede von ihnen macht eine starke, individuelle Charakterentwicklung durch – was leider auch heute nicht selbstverständlich ist. Für einen 90er Teenie-Film enorm deep und passend, wenn es auf Halloween zugeht.
Mandy
Nicolas Cage schmiedet sich im Drogenrausch fix eine Schwertaxt und metzelt sich in einem psychedelischen Farbenrausch durch dämonische Biker und eine Gruppe Sektenfreaks? Hell yeah! Das klingt doch hervorragend.
Leider muss ich an dieser Stelle schon direkt wieder bremsen. Denn meine Vorfreude wurde bitter enttäuscht. Als Revenge-Splatter stellt sich gerade mal die letzte halbe Stunde heraus. Bis dahin werden mir ewig lang gewollt tiefgreifende, bedeutungsschwangere, überkonstruierte Theaterstück-Dialoge um die Ohren geworfen werden. Das Ganze wird mit Heavy Metal Gitarrenriffs geschmückt, die irgendwann mit dem Brei aus Blut und Drogen zusammen funktionieren sollen – tun sie für mich aber nicht.
Während ich mich anfangs noch über die pulsierenden Farben gefreut habe, die den Himmel erleuchten und die Farben des Sees noch spektakulärer machen, wird das Ganze ab der zweiten Hälfte so überstrapaziert, dass ich fast gar nichts mehr sehen konnte. Zwischen dämonisch-satanisch-spirituell-okkulten Anspielungen und random eingestreuten Zeichentrickszenen fliegt immer mal ein Heavy Metal Schriftzug durchs Bild, der mir – keine Ahnung – das nächste Kapitel ankündigen soll? Und dann noch diese eeeeewigen Zeeeeitluuuupen. Holy moly. Ich hätte es mir wirklich gern in doppelter Geschwindigkeit angetan.
Es hat für mich leider alles wenig Sinn ergeben. Hauptanliegen war wohl: Alles möglichst eklig, gory, blutig und verrückt. Immerhin hat der Film die ikonische Cheddar Goblin Werbung integriert – wer sie nicht kennt, unbedingt googlen. 90er Werbespots sind absolut crazy. Wenn „Mandy“ auch nur annähernd so kreativ wäre, wäre hier wesentlich mehr drin gewesen.
Antlers
Im Gegensatz zu Mandy hat mir Antlers viel mehr zurückgegeben, als ich erwartet habe. Ein Junge aus einem schwierigen Familienumfeld ist von etwas Dunklem umgeben. Glücklicherweise gibt es die zu neugierige Lehrerin, die der Sache auf den Grund gehen will.
Kleiner Spoiler vorneweg: In Antlers geht es nicht – wie ich ursprünglich angenommen habe – um den Herrn der Ameisen. Nein, Antlers bedeutet ins Deutsche übersetzt „Geweih“. Frau Brauer wäre von meinen Englischkenntnissen vermutlich nicht sehr überrascht… Naja. Das Poster macht dadurch aber plötzlich auch viel mehr Sinn.
Antlers überrascht nicht nur mit einem sehr simplen, aber effektiven Aufbau und atmosphärischer Stimmung, sondern auch mit Jesse Plemons, der weiterhin ständig in Filmen auftaucht, in denen ich nicht mit ihm rechne.
Der Film nimmt sich selbst ernst und integriert viele tiefergehende Themen, von Perspektivlosigkeit und Armut bis Vereinsamung, Drogenmissbrauch und Misshandlung. Grundsolide mit einem wirklich sehr coolen Creature Design im mythologischen Bereich der indigenen Bevölkerung. Gerne mehr davon, da gibt es bestimmt noch mehr richtig schaurige Geschichten zu erzählen.