Ohne zu viel in die Kristallkugel blicken zu müssen, kann man wohl bereits voraussagen, dass wir dieses Jahr deutlich mehr Zeit Zuhause verbringen werden, als es normalerweise der Fall ist. Es wirkt schon fast wie ein komischer Zufall, dass genau in diesen Zeitraum nun auch der Deutschlandstart von Disneys hauseigenem Streamingservice Disney+ startet. Und das mit einem Kampfpreis, dem man wohl kaum widerstehen kann. Ob es sich für euch aber tatsächlich lohnt ab dem 24. April einen weiteren Streamingdienst zu abonnieren, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen. Welches Angebot hat Disney+ zum Start? Welche Inhalte fehlen? Wie wird die Streamingzukunft aussehen und vor allem, wie schneidet der Mäusekonzern im Vergleich zu etablierten Größen wie Netflix, Amazon Prime und (ich trau es mich fast gar nicht den Namen im Zusammenhang mit „Streaminggrößen“ zu nennen) Sky. Doch abseits der bekannten Namen gibt es mit weiteren Videoplattformen wie Apple TV+, Joyn und YouTube noch mehr Möglichkeiten eure schwer verdienten Scheinchen auszugeben. Schauen wir also wo es sich am ehesten lohnt.

Die Kontrahenten

Netflix – Der Marktführer

Ganz klar, wenn man an Streaming und Serien denkt, denkt man an Netflix. Die ehemalige Online-Videothek hat die Zeiten des DVD-Versands längst hinter sich gelassen und ist seit 2007 zum Marktführer des Stramingimperiums aufgestiegen. Ganz nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Auch wenn Netflix über seine eigenen Abrufzahlen höchste Geheimhaltung walten lässt, dürften weltweit bereits über 170 Millionen Abonnenten ihre Treue geschworen haben. Allein in Deutschland besitzt mit ca. 13,5% jeder siebte Deutsche einen Netflix-Account. Ein Marktwert von 158 Milliarden US Dollar kommt also nicht von ungefähr.

Und das ist auch kein Zufall. Netflix analysiert seine Kunden sehr genau, kann somit sehr gute personalisierte Empfehlungen anzeigen und weiß in welche Inhalte weiterhin Geld investiert werden sollte. Neben vielen Netflix Originals die den Mainstream begeistern – hier seien exemplarisch „Stranger Things“, „House of Cards“ und „Orange ist the New Black“ genannt – hat Netflix erkannt, dass viele Nischengruppierungen ebenfalls bedient werden können. Für Anime Fans dürfte Netflix neben Crunchyroll eine der ersten Anlaufstellen sein. Erst kürzlich wurde durch den Einkauf vieler Kultfilme des erfolgreichen Studio Ghibli für Furore gesorgt und neben etlichen externen Einkäufen konnte das Netflixoriginal „Castlevania“ ebenfalls als Publikumsliebling verbucht werden. Altered Carbon bekam nach zwei Staffeln jüngst auch einen Anime Ableger.

Der nächste Knackpunkt den Netflix durchschaut hat, ist die Nutzerfreundlichkeit. Egal auf welchem Endgerät man sich einloggt, die Bedienung geschieht nahezu intuitiv. Auf einen Blick werden die eigenen Empfehlungen angezeigt, welche Inhalte man noch nicht zu Ende geschaut hat und was gerade beliebt ist. Inhalte könne bequem unterwegs offline genutzt werden und mit einem Mehrpersonenaccount kann die ganze „Familie“ daran teilhaben. Außerdem verstecken sich im Netflixabo keine Zusatzkosten. Ein Abo und der gesamte Netflix-Inhalt steht jederzeit zur Verfügung. Ohne Wenn und Aber.

Einziger Nachteil dem sich Netflix gegenüber sieht ist, dass die gesamten finanziellen Mittel aus dem Streaminggeschäft stammen. Während der Branchenprimus darauf angewiesen ist, dauerhaft mit dem Streamingdienst Gewinn zu machen, sind es nahezu alle großen Namen – Disney, Amazon, Apple – nicht. Ob Netflix mit hohen Qualitätsserien weiter Gewinne verbuchen kann, während ihnen die Konkurrenz mit riesigen Geldquellen im Nacken sitzt, bleibt abzuwarten. Dennoch ist das wahrscheinlichste Szenario, dass es zukünftig nicht heißen wird „Netflix ODER ein anderer Streamingservice?“ sondern „Netflix UND welcher anderer Streamingservice?“.

Amazon Prime Video – Der Underdog?

Bisher konnte man Prime Video wohl als den „ewigen Zweiten“ des Streamingkriegs bezeichnen. Beste Voraussetzungen um gefährlich zu werden, aber dennoch nie den wirklichen Willen ganz oben an der Spitze zu stehen. Aber warum auch? Schließlich ist der Streamingservice lediglich ein nettes Nebenprodukt, um seinen Kunden das Amazon Prime Abo schmackhaft zu machen. Neben vielen versandfreien Lieferungen bietet der Prime-Service sowohl Musik- als auch Film- und Serienstreaming. Ca. 44 Millionen Nutzer konnte Amazon im Jahr 2016 in Deutschland aufweisen. Darunter ca. 17 Millionen Prime-Kunden. Somit gönnen sich ca. 20% der deutschen Bevölkerung den Premiumzugang. Das spiegelt sich in einem Markenwert von über 315 Milliarden US Dollar wider und somit ist Amazon von den reinen Zahlen doppelt so viel wert wie Netflix.

Kann Amazon allerdings auch mit seinen Streaming-Inhalten punkten? Die kurze Antwort: Jein. Pluspunkt ist das reichhaltige Angebot. Nahezu alles was das Herz begehrt kann über Amazon gestreamt werden. Bei hochwertigen Eigenproduktionen wie „Bosch“, „The Marvelous Mrs. Maisel“, „Good Omens“, „The Boys“ und zuletzt „Carnival Row“ macht man als Zuschauer nichts verkehrt. Weitere Amazon Originals wie „Transparent“, „The Man in the High Castle“, „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ und das deutsche „Pastewka“ sind zu Publikumslieblingen herangewachsen, allerdings mittlerweile bereits auserzählt. Bei der riesigen Auswahl an externen Titeln sollte ein Ersatz aber nicht sonderlich schwerfallen.

Sollte man denken.

Das Problem dabei ist nur, dass es für den Kunden sehr undurchsichtig ist, welche Inhalte ihm in seinem Prime-Abo kostenlos zur Verfügung stehen und für welche man extra blechen muss. Möglicherweise entdeckt man zufällig, dass sämtliche Folgen „King of Queens“ im Abo inbegriffen sind oder aber man stellt einfach nur fest, dass man jede Folge „Eine schrecklich nette Famile“ einzeln kaufen kann. Von einer strukturierten Übersicht über die „freien“ Inhalte fehlt jede Spur. Der Nutzer muss sich also selbstständig informieren und sollte dann am besten auch wissen wonach er genau suchen möchte. Keine Vorschläge, keinen Überblick. Wenn man dann eine Serie gefunden hat, wird diese zwar, wie bei Netflix im Automodus abgespielt – es reiht sich Folge an Folge – wenn man am nächsten Tag weiterschauen möchte, muss man allerdings erneut nach der Serie suchen. Verdammt unpraktisch ist dann auch noch, dass alle Staffeln einzeln gesucht werden müssen. Die Nutzerfreundlichkeit lässt dabei stark zu wünschen übrig.

Solange das Streaminggeschäft für Amazon keine Priorität besitzt, wird sich daran wohl auch nichts ändern. Immerhin kann auch der Prime Video Service auf sämtlichen Endgeräten genutzt werden und steht zum Download für die offline Nutzung zur Verfügung. Für die Zukunft bleibt zu sagen, dass Amazon nicht Gefahr läuft vom Markt verdrängt zu werden. Ob man langfristig aber weiter Geld in teure Amazon Originals steckt ist angesichts der massiven Konkurrenz fraglich.

Sky – Bald das Ende erreicht?

Zugegeben Sky ist kein reiner Streamingdienst für Serien und Filme. Vordergründig lockt Sky seine Kunden mit einem großen Sportangebot. Von Fußball und Basketball über Golf und Tennis bis zur Formel 1 kann man als Sportfan den ganzen Tag in seinem Sky-Abo verbringen. Eine nette Abwechslung ist es dann, wenn man doch mal den ein oder anderen Film schauen kann. Und das sogar sehr kurz nach der Kinoausstrahlung. Im Serienbereich hat man sich einen Exklusivvertrag mit HBO gesichert. So laufen die Hitserien des preisgekrönten US-Senders in Deutschland primär bei Sky. Wie im Himmels Willen ist es dann möglich, dass der Sender, der die deutschen Ausstrahlungsrechte an „Game of Thrones“, „Westworld“ und „Chernobyl“ besitzt eine derzeitige Kündigungsrate von 32% aufweist?

Der Hauptgrund: Sky ist eben keine Streamingplattform. Die gesamte Werbekommunikation konzentriert sich vordergründig darauf ein Sportsender zu sein. Den meisten Sky-Kunden dürfte nicht mal bekannt sein, welche Serien abseits von den bereits genannten Kassenschlagern zur Verfügung stehen. Und das auch aus gutem Grund. Denn was ihr heute schauen könnt, ist morgen möglicherweise schon gar nicht mehr verfügbar. Sky hat vermutlich von allen hier erwähnten Streamingdiensten das kurzlebigste Programm. Wenn ihr eine Serie ins Herz geschlossen habt, dann binget solange eure Augen durchhalten. Täglich verschwinden etliche Inhalte ohne große Vorwarnung. Viele Inhalte erscheinen zwar in einer „Nur noch für kurze Zeit“-Kategorie allerdings ist die eigene Plattform so unübersichtlich gestaltet, dass niemand den Durchblick behält.

In der Tat bietet Sky eine ausgeweitete Filmauswahl mit zum Teil sehr aktuellen Filmen, die kurz zuvor noch im Kino liefen. Diese Filme sind mit dem sogenannten „Sky Ticket“ abrufbar. Wenn man in den frühzeitigen Genuss dieser Filme kommen will, muss man in der Regel extra zahlen. Für Kinoverweigerer aber dennoch eine gute Möglichkeit um aktuelle Filme zu schauen.

Neben „Sky Ticket“ stehen euch mit dem Sky Receiver, je nach Abo, viele verschiedene Sender zur Auswahl, die wie klassisches Fernsehen einem linearen Programmablauf folgen. Um jederzeit auf den gesamten Inhalt zugreifen zu können, müsst ihr euch zunächst die Sky-Go App herunterladen. Darin könnt ihr nun nach Inhalten suchen. Doch ähnlich wie bei Prime Video solltet ihr sehr genau wissen wonach ihr sucht. Jede Staffel muss einzeln gesucht werden und von Empfehlungen fehlt jede Spur. Die Autoplayfunktion war wohl mal vorgesehen, wirklich funktionieren tut sie aber nicht. Ganz zu schweigen davon, dass sich die App nicht merkt, was ihr zuletzt geschaut habt. Ihr solltet also immer euer Filmtagebuch dabei haben wenn ihr Sky einen Besuch abstattet. Und kommt bloß nicht auf den Gedanken, euch auf mehr als 4 Geräten anzumelden. Die Geräte dürft ihr dann nämlich nur einmal im Monat wechseln.

Mittlerweile bekommt Sky aber nicht nur im Seriengeschäft Konkurrenz. Mit „DAZN“ ist ein weiterer Big Player im Sportgeschäft aufgetaucht und mischt um die Ausstrahlungsrechte der Bundesligaspiele ordentlich mit. Wer alle Spiele sehen will, kommt mit einem Sky-Abo mittlerweile nicht mehr aus. Das führt logischerweise zu Frust beim Kunden. Wenn dann noch Verbindungsprobleme und verpixelte Bildschirme dazu kommen ist das Abo schnell gekündigt.

Aufatmen darf man bei Sky zumindest dahingehend, dass man auch zukünftig auf die High Quality Inhalte von HBO bauen kann. Der Pay-TV-Sender startet mit „HBO Max“ in den USA zwar seinen eigenen Streamingdienst, in Deutschland wird man aber (vorerst) nicht an den Start gehen. Falls ihr ein Sky Abo besitzt könnt ihr also weiterhin HBO-Produktionen wie „Silicon Valley“, „Big Little Lies“, „Veep“ oder „True Detective“ genießen – sofern Sky Go euch lässt.

Apple TV+ – Direkt schon wieder untergegangen?

Seit November 2019 konnte sich auch der Tech-Gigant Apple nicht zurückhalten und gründete seinen eigenen Streamingservice. Mit einem Markenwert von 309 Milliarden US Dollar ein Kinderspiel. Was gehört schon groß dazu? Ein paar namhafte Schauspieler, Drehbuchschreiber und Regisseure unter Vertrag nehmen und fertig ist der Lack. Oprah Winfrey, Steven Spielberg, J. J. Abrams, Jennifer Aniston und Jason Momoa dürfen als Zugpferde herhalten und sollen möglichst schnell, möglichst viele Kunden anlocken. Die Strategie ist zunächst aufgegangen. So konnte Apple Ende 2019 allein in den USA bereits 33 Millionen Nutzer verzeichnen.

Dabei baut man bei Apple auf ein ganz besonderes Konzept: Auf der Streaming-Plattform werden ausschließlich eigens produzierte Inhalte zu sehen sein. Die Filme und Serien laufen exklusiv auf Apple TV+ und man wird auch keine Titel von anderen Anbietern einkaufen. Das erscheint ziemlich mutig, schließlich muss in kurzer Zeit sehr viel Inhalt produziert werden, wenn man sich neben der schier unendlichen Auswahl aus der Netflixmediathek messen will. Dafür sollen allein im ersten Jahr über 2 Milliarden US Dollar für die Eigenproduktionen investiert werden. Und bedenkt man, dass der Streamingdienst gerade noch nicht mal 5 Monate alt ist, ist die Anzahl von 14 Serien und 2 Filmen zwar lobenswert aber immer noch recht überschaubar. Immerhin setzt beim Kunden keine Überforderung ein, und die Serienauswahl fällt deutlich leichter als im weiten Serienmeer der Konkurrenz.

Doch worauf es letztendlich ankommt ist die Qualität. Und da hat sich Apple TV+ einiges vorgenommen. Mit „Dickinson“, „For all Mankind“, „See“, „The Morning Show“ und „Servant“ sind allemal sehenswerte Serien am Start, die sowohl beim Publikum als auch bei Kritikern ganz gut weggekommen sind. Mit der zuletzt veröffentlichten Mysteryserie „Unglaubliche Geschichten“ (im Original „Amazing Stories“) ging der Trend allerdings in eine andere Richtung. Zu einfallslos und zu seicht wird das Reboot oft beschrieben. Netflix verzeiht man einen Ausrutscher eher, schließlich kann man einfach zum nächsten Hit wechseln. Die Hand voll Hochglanzserien bei Apple hat man aber relativ fix durchgeschaut.

Für echte Seriennerds ist Apple TV+ wohl keine wirkliche Alternative. Käufer eines Apple-Gerätes bekamen den Streamingdienst sogar für ein Jahr kostenlos hinterhergeschmissen – was wohl auch der Grund für die hohen Nutzerzahlen gleich zu Beginn sein dürfte. Statt wie von vielen befürchtet, ist der Streamingdienst aber nicht exklusiv auf Apple-Geräten nutzbar, sondern kann auch über andere Smart-Geräte empfangen werden. Zudem gab es eine Kooperation mit dem Amazon Fire Stick. Dazu kommt aber, dass die Bedienung insgesamt als relativ umständlich und nicht wirklich selbsterklärend beschrieben wird. Wer Appleprodukte kennt, weiß, dass der Konzern auf seine eigenen Programme setzt und auch ein Austausch zwischen verschiedenen Medien nur umständlich möglich ist – Stichwort iTunes. Bestes Beispiel ist, dass die Apple TV+ App nicht im Google Play Store heruntergeladen werden kann, sondern lediglich im hauseigenen Apple Store. Wenn man es seinen Kunden so schwer macht ein Abo zu erwerben, ist ein gewisser Unmut nachzuvollziehen und ein nahendes Ende der hohen Kundenzahlen vorprogrammiert.

Die bereits genannten Hollywoodgrößen, die man bei Apple unter Vertrag genommen hat, haben übrigens genauso wie der iPhone-Hersteller selbst, spätestens bei den Golden Globes einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Während Apple-Chef Tim Cook im Publikum saß, zog Moderator Ricky Gervais ordentlich über die unwürdigen Arbeitsbedingungen in den Applefabriken her. „The Morning Show“ würdigte er noch als „großartiges Drama über Würde und darüber, das Richtige zu tun“ bis er dann ergänzte „produziert von einem Unternehmen, das Ausbeuter-Fabriken in China betreibt“. Die gesamte Eröffnungsrede ist absolut sehenswert und auch den kurz zuvor veröffentlichten Bericht eines Studenten, der 6 Wochen in einer asiatischen iPhone-Fabrik gearbeitet hat, sollte jeder Apple-Nutzer zumindest mal gelesen haben. Tim Cook wird sich aber dennoch gedacht haben „Es gibt keine schlechte Werbung“.

Joyn und Maxdome – das neue deutsche Fernsehen?

Wenn Deutsche den Fernseher einschalten, schalten sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Sender der ProSiebenSat.1 Media Group ein. Doch auch hier hat man mittlerweile begriffen, dass die Zukunft des Fernsehens aller Voraussicht nach im Internet liegt. So hat man bereits frühzeitig den damaligen Live-Fußballsender „Maxdome“ aufgekauft und diesen bis 2006 zu einem Video-on-Demand-Portal umgebaut. Dort kann man kann sich einzelne Inhalte für eine gewisse Gebühr ausleihen. Eine von Deutschlands ersten Onlinevideotheken war geboren. Im Jahr 2017 übernahm man die 2014 gegründete Mobile-TV-Streaming-Plattform „7TV“. Zunächst konnte dort die Mediathek der TV-Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe abgerufen werden. In den folgenden Jahren kamen die Inhalte von unter anderem DMAX, Eurosport, ZDF und ZDFneo dazu. 2019 erfolgte dann die offizielle Umbenennung in den heutigen Online-Sender „Joyn“. Bis Mitte 2020 soll auch das gesamte Maxdome Angebot integriert werden. Die Medienunternehmen erwarten, binnen zwei Jahren 10 Millionen Kunden zu erreichen.

Viele Inhalte von Joyn können kostenlos abgerufen werden. Mit „jerks.“ konnte man frühzeitig für Aufmerksamkeit sorgen. Durch die Produktion von weiteren Joyn-Originals wie „Die Läusemutter“, „Frau Jordan stellt gleich“, „Check Check“ und „Dignity“ ist man dazu übergegangen einige seiner Inhalte kostenpflichtig anzubieten. So könnt ihr „jerks.“ zwar weiterhin kostenlos schauen, für den zukünftigen Maxdome-Inhalt und die weiteren Joyn-Originals werdet ihr aber ein kostenpflichtiges Abo für „Joyn Preimium“ abschließen müssen.

Durch die reihhaltigen US Serien, die „ProSieben“ nahezu in Dauerschleife sendet kann Joyn auf ein großes Repertoire zurückgreifen. Die deutschen Ausstrahlungslizenzen liegen für Streamingservices aber in der Regel anders als im regulären TV. Welche Serien abseits der Eigenproduktionen also letztendlich dauerhaft zur Verfügung stehen, wird sich zeigen. Dennoch stehen die Chancen gut, dass sich Joyn weiterhin zu einer guten Alternative zu den Big Playern entwickeln kann.

YouTube Red – YouTube Premium – YouTube TV

Anstatt drei Staffeln eurer neuesten Lieblingsserie am Stück durchzusuchten bleibt euch natürlich immer die Möglichkeit, euch die Zeit mit kurzen oder langen YouTube Videos zu vertreiben. Monatlich verzeichnet die Videoplattform weltweit 2 Milliarden aktive Nutzer. Jeden Tag werden über 1 Milliarde Stunden YouTube Videos angesehen. Die Plattform finanziert sich ausschließlich durch Werbung. Logisch, dass YouTube früher oder später mit dem Gedanken spielt auch eine Premiumversion einzuführen.

Seit 2018 gibt es genau diesen Dienst auch in Deutschland. Ursprünglich unter dem Namen „YouTube Red“, mittlerweile aber umbenannt in „YouTube Premium“. Darin sind Funktionen enthalten wie werbefrei schauen, Offlinenutzung und Videos im Hintergrund abspielen. Außerdem ist ein kostenloses Google-Play-Musik-Abonnement inbegriffen. Als „YouTube Red Originals“ wurden auch schon Filme und Serien produziert. Die erfolgreichste Serie dürfte die Anthologieserie „Weird City“ mit vielen bekannten US-Schauspielern darstellen. Trotz einem großen Angebot aus Drama, Comedy, Animationsserien, Realityshows oder Dokumentationen sind bisher keine davon an die große Öffentlichkeit geraten.

Abseits der Premiumversion stellt YouTube für Nutzer mit einer amerikanischen IP-Adresse seit 2017 eine Alternative zum regulären Fernsehen zur Verfügung. Mit „YouTube TV“ wurde ein kostenpflichtiger Video-on-Demand-Service eingeführt, der das Angebot von ca. 70 Sendern umfasst. Unter anderem die wichtigsten US Sender wie ABC, CBS, NBC, Fox, FX Network, AMC, CNN, FoxNews, TBS, Discovery Channel und ESPN. Also prinzipiell ein großes Abo-Angebot, wie es bei vielen amerikanischen Pay-TV Sendern seit längerem schon gehandhabt wird. Man zahlt so zwar für eine große Auswahl, allerdings auch für viele Sender, die man eigentlich gar nicht haben will. Derzeit verzeichnet YouTube TV immerhin schon über eine Million Nutzer. Tendenz steigend. Ob und wann der Dienst auch in Deutschland bereitsteht, ist bisher noch nicht bekannt.

Disney+ als das Non plus ultra?

Kommen wir aber jetzt endlich zum neuesten Mitspieler, wegen dem ihr auch auf diesen Artikel geklickt habt. Schließlich dürfte Disney doch wohl mittlerweile einflussreich genug sein, um sämtliche hier aufgeführte Konkurrenten ohne mit der Wimper zu zucken aufzukaufen. Somit spart man sich den ganzen Quatsch und braucht am Ende doch nur noch einen Streamingdienst. Oder? Schauen wir mal.

Was bietet Disney+?

Der aktuelle Markenwert der Disney Company beträgt 44,35 Milliarden US-Dollar. Somit ist der Mickey-Maus-Konzern gerade mal einen Bruchteil so viel Wert wie Netflix, Amazon oder Apple. Das hätte man eigentlich anders erwartet. Mit bereits über 29 Millionen Disney+ US-Nutzer nach nur 3 Monaten und einem jährlichen Gewinn von ca. 10,4 Milliarden US-Dollar spielt Disney aber dennoch oben mit. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ein Großteil davon aus den eigenen Themenpark- und Merchandiseeinnahmen resultiert. Erst in den nachfolgenden Kategorien tauchen Film- und Serienproduktionen auf. Somit ist klar, was vorher schon niemand bezweifelt hat. Mit dem Spielzeug zum Film lässt sich ein Vielfaches mehr Geld verdienen, als mit dem Film selbst. Bei diesem Umstand muss man einmal mehr den Hut von Jon Favreau (Regisseur von unter anderem Iron Man) ziehen, der Disney die Stirn geboten hat und forderte auf Spielzeug zu „The Mandalorian“ vorerst zu verzichten, um Spoiler zu vermeiden. Das Konzept ging auf, die Star Wars Serie ist auch ohne offiziellen Deutschlandstart schon eine der erfolgreichsten Serien des Jahres 2019.

Und damit kommen wir auch schon zum großen Pluspunkt von Disney+. Denn nahezu alle großen Franchises, die bisher die Kinosäle dominieren gehören zu Disney. So könnt ihr euch beispielsweise direkt zum Start die volle Dröhnung „Star Wars“ geben. Abgesehen von Episode 9 und dem unliebsamen Weihnachtsspecial ist direkt das gesamte „Star Wars“ Universum abrufbar. Von „Clone Wars“ über „Rogue One“ bis zum Mandalorian – alles was das Jediherz begehrt. Zudem werden die geplanten Inhalte, wie die „Obi Wan Kenobi“-Serie ebenfalls auf Disney+ veröffentlicht. Das Stichwort „kommende Serien“ betrifft auch den nächsten Kassenschlager. Die „Avengers“ bekommen Verstärkung in Serienform. Neben „Falcon & The Winter Soldier“ und „WandaVision“ sind unter anderem Serien über Loki und She-Hulk geplant. Außerdem könnt ihr das ultimative Aufeinandertreffen der Superhelden aus den Avengers-Filmen noch mal erleben. Dennoch sind nicht alle Filme des MCU abrufbar, mehr dazu weiter unten.

Das gesamte Disney+ Design wird Netflixkunden bereits stark bekannt vorkommen. Die Kachelübersicht mit aktuellen Trends und persönlichen Empfehlungen wurden vom Konkurrenten übernommen. Hier lediglich alles in blau, statt in rot. Die Kategorien „Disney“, „Pixar“, „Marvel“, „Star Wars“ und „National Geographic“ prangern groß auf der Startseite. Beim Durchklicken werdet ihr eure Mitmenschen wohl bald nur noch mit gelber Hautfarbe sehen. Zumindest wenn ihr euch alle 30 Staffeln von den Simpsons reingezogen habt. Außerdem sind auch endlich viele 90er Kinderserien gesammelt an einem Ort zu finden. Darunter „Chip und Chap“, „Darkwing Duck“, „Ducktales“, „Die Gummibärenbande“ oder „Gargoyles“. Ganz zu schweigen von Klassikern wie „Bambi“, „Der König der Löwen“, „Flubber“, „Peter Pan“, „Cool Runnings“ oder „Winnie Puuh“ und sämtliche Pixar-Meisterwerke. Insgesamt stehen zum Start 500 Filme, mehr als 350 Serien und 25 exklusive „Disney+ Originals“ bereit.

Was fehlt bei Disney+?

Kurz und knapp: Erwachsene Inhalte. Disney ist und bleibt eine familienfreundliche Marke. Das bedeutet, dass alle Inhalte, die in Amerika über einem PG13-Rating, bzw. in Deutschland über einer FSK12 Einstufung liegen nicht auf Disney+ landen werden. Und das schließt allein durch den Kauf von FOX einiges ein. Des Weiteren gibt es für Disney immer noch ein gewisses Rechteproblem, wenn es um die beliebten Marvel-Filme geht. Wer also gehofft hat, das gesamte MCU auf Disney+ rauf und runter schauen zu können hat sich leider geirrt. Für viele Filme liegen die Rechte noch bei Netflix oder anderen Filmverleihern.

Hier eine kleine Liste, welche Marvel-Filme ihr auf Disney+ nicht finden werdet:

  • Iron Man 1-3
  • Der unglaubliche Hulk
  • sämtliche Spiderman-Filme
  • Logan
  • Deadpool 1+2
  • X-Men Origins: Wolverine
  • Fantastic Four

Außerdem gibt es weitere kuriose Lücken im Disney-Repertoire. Denn obwohl seit der Übernahme von FOX auch „Titanic“ zum Mäusekonzern gehört, fehlt davon auf der Streamingplattform jede Spur. Ob das nun an einer verzwickten Rechtslage oder an zu viel nackter Haut liegt, ist nicht bekannt. Solltet ihr also irgendwann genug von jugendfreundlichen Inhalten haben und jetzt auch mal wieder eine düstere, ernste Serie schauen wollen, habt ihr auf Disney+ schlechte Karten. Obwohl das Filmstudio durchaus im Besitz solcher Inhalte ist, werden diese weiterhin auf dem Streamingdienst „Hulu“ veröffentlicht, der in Deutschland nicht verfügbar sein wird. Shows wie „Lost“ oder „Grey’s Anatomy“, die als ABC-Produktionen ebenfalls zu Disney gehören, braucht ihr also gar nicht erst zu suchen.

Bisher sieht es also leider so aus, als ob „The Mandalorian“ die absolute Ausnahme sein wird. Möglicherweise geht die ein oder andere Marvelserie in eine ähnliche Richtung, aber auf mehr solltet ihr nicht spekulieren. Für Familien mit kleinen Kindern gehört Disney sehr wahrscheinlich zum Pflichtprogramm, aber Netflixkunden werden wohl kaum dauerhaft zum Konkurrenten wechseln.

Kosten

Worauf es am Ende hinausläuft ist aber unabhängig vom Inhalt natürlich der Preis. Falls ihr zufällig noch Miete zahlen müsst oder täglich etwas zu essen haben wollt und daher nicht euer gesamtes Einkommen in alle Streamingdienste stecken könnt, bleibt euch nur abzuwägen, was für euch in Frage kommt. Hier findet ihr eine Auflistung über die monatlichen Kosten der verschiedenen Modelle.

Sender Abo Monatlich Jährlich gleich-zeitige Geräte
Netflix Basis (SD-Qualität) 7,99 € 95,88 € 1
  Standard (HD) 11,99 € 143,88 € 2
  Premium (ultra HD) 15,99 € 191,88 € 4
Amazon Prime Monatsabo 7,99 € 95,88 € 1
  Jahresabo 5,75 € 69,00 € 1
  Studentenabo (erstes Jahr kostenlos) 2,83 € 34,00 € 1
Sky Entertainment (Serien) 14,99 €*
(24,99€)
179,88 €* (299,88 €) 4**
  Entertainment +Netflix 22,49 €*
(32,99€)
269,88 €* (395,88 €) 4**
  Cinema (Filme) 14,99 €*
(34,99€)
179,88 €* (419,88 €) 4**
  Entertainment+Cinema 19,99 €*
(39,99€)
239,88 €* (479,88 €) 4**
  Komplett ( 39,99 €*
(79,99€)
479,88 €* (959,88 €) 4**
Apple TV+ Standard 4,99 € 59,88 € 6
  Studenten (inkl. Apple Music-Abo) 4,99 € 59,88 € 6
  Applegerätekauf (iPhone, iPad, Apple TV, iPod touch oder Mac) erstes Jahr kostenlos, danach  Standardtarif 6
Joyn Standard kostenlos kostenlos 1
  Premium*** 6,99 € 83,88 € 1
YouTube Premium Standardabo 11,99 € 143,88 € 1
  Familienabo 17,99 € 215,88 € 6
Disney+ Monatsabo 6,99 € 83,88 € 4
  Jahresabo 5,83 € 69,99 € 4
  Jahresabo bis 23. April 5,00 € 59,99 € 4

* momentan reduziert, Standardkosten in Klammern

** über „Sky Go“

*** momentan 3 Monate gratis

Die Zukunft des Streamings

Wie die langfristige Zukunft des Streamings aussehen wird, wird sich schon relativ bald entscheiden. In einer Zeit, in der immer mehr Streamingdienste starten, kann sich sehr schnell eine Übersättigung der Kunden einstellen. Wenn man sich vom Angebot überfordert fühlt und die Auswahl eines Films länger dauert, als der Film selbst (was in so ziemlich jedem Freundeskreis schon vorgekommen sein dürfte), schaltet man in Zukunft womöglich gar nicht erst ein. Möglicherweise setzt sich doch wieder ein lineares Internetfernsehen durch, auf dem ein festes Programm läuft, von dem man sich berieseln lassen kann. Ob sich wirklich alle Dienste dauerhaft durchsetzen können wird sich zeigen. Es erscheint gut möglich, dass derjenige gewinnt, der den längeren Atem hat.

Gerade jetzt, wenn Kinos geschlossen bleiben, können allerdings Produktionsstudios mit eigenen Streamingplattformen punkten. Denn statt im Kino, kann man Filme vereinzelt einfach direkt für Zuhause veröffentlichen. Das schmälert zwar die Einnahmen durch Kinotickets, dürfte aber dennoch mehr Kunden anlocken als es vorher der Fall gewesen wäre. Und bevor man eine teure Werbekampagne zum zweiten Mal startet, sobald die Kinos wieder öffnen, wird man sehr genau rechnen, welches Vorgehen das finanziell geringste Risiko beinhaltet. Viele denken bereits über Kollaborationen nach. So kann man sich in einem Sky-Abo gegen einen Aufpreis zusätzlich die Inhalte von Netflix sichern. Telekomkunden bekommen einen vergünstigten Disney+ Tarif. Jeder will was vom Kuchen abbekommen und deshalb werden die Varianten in nächster Zeit noch weiter wachsen.

Ganz egal wie der Streamingkrieg endet, für den Nutzer sind die rosigen Zeiten des Streamings jetzt bereits vorbei. Die Internetpiraterie wird in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach, wieder Rekordhöhen erreichen. Große Massenphänomene wie „Game of Thrones“, bei denen wöchentlich weltweit auf die nächste Folge hingefiebert wird, gehören wohl der Vergangenheit an. Zukünftig kann man froh sein, wenn man überhaupt noch jemanden findet, mit dem man sich über seine Lieblingsserie unterhalten kann ohne zu spoilen, weil jeder auf einem unterschiedlichen Stand ist. Im Gegensatz zu Netflix‘ Strategie die gesamte Staffel auf einmal rauszuhauen, könnte der wöchentliche Veröffentlichungsrhythmus, den Disney+ vorgibt, dagegenwirken. Allerdings ist das derzeit sehr beliebte Bingewatchen so erst nach Monaten möglich.

Es ist alles nicht so leicht, weder für den Kunden, noch für die Streamingdienste. Beide Seiten werden Strategien entwickeln um für sich die bestmögliche Lösung zu finden.

Immerhin…

Dafür haben wir gerade genug Zeit.

Schaut Filme. Schaut Serien. Lest Comics. Bleibt Zuhause. Bleibt Gesund.



Lohnt sich Disney+? – Ein Streamingvergleich

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