Elfriede > Albert
Hallo lieber Blog,
Endlich mal wieder ein Besuch im Kinoklub! Statt großem Blockbuster gab es dieses mal Kost, die etwas schwerer im Magen liegt. Satt geworden bin ich trotzdem – auch wenn ich meine selbst mitgebrachten Snacks im Rucksack gelassen hab. (Pssst)

Lieblingszitate:
„Das Erbrechen ist Ihnen nicht gestattet.“
„Kann man auch als lebender Mensch aufhören zu existieren?“
„Der Erdbeerkuchen. Das war ein großer Erfolg.“
„Dürfen wir uns wünschen zu verlieren?“
Dieser Film hat:
– süße Liebesbriefe von der Front
– ein „Ladies only“-Diner
– eine unnötige Nacktszene
Realtalk:
Die Vorkosterinnen zeigt, wie laut ein leiser Film sein kann. Keine Explosionen, keine Superhelden – nur Angst, Unterdrückung und die ganz große Frage: Wie lebt man weiter, wenn man jeden Bissen fürchten muss? Unaufgeregt inszeniert, aber mit bitterem Nachgeschmack.
Frisch aus Ostberlin wird Rosa direkt als eine der Vorkosterinnen in Hitlers Bunker beordert. Junge, gesunde, deutsche Frauen sollen jeden Tag vergiftetes Essen kosten. Wer auch sonst?
Die Geschichte beruht laut dem Abspann auf realen Erlebnissen, die die einzige Überlebende der Vorkosterinnen Margot Wölk vor kurzem der Öffentlichkeit preisgab. Zuvor war nicht bekannt, dass es so etwas überhaupt gegeben hat.
Und ja, es ist mal wieder ein Film über die NS-Zeit – davon gibt es nicht gerade wenige. Auch hier wird erzählt, wie es der deutschen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs erging. Die Männer sind an der Front, die Ehefrauen bleiben zurück und warten darauf, Witwen zu werden. Der Führer wird von vielen als unsterblich und unfehlbar wahrgenommen. Obwohl die Bevölkerung hungert, ist es wichtiger, dass er genug zu essen hat – und sich von Fröschen in den Schlaf singen lässt. Auch bei den Vorkosterinnen gibt es das ein oder andere Fangirl.
Doch vordergründig geht es natürlich um die 7 Vorkosterinnen. Was macht es mit einem Menschen wenn man Essen isst, das potentiel vergiftet sein könnte? Im psychischen Druck und der Dynamik untereinander liegen definitiv die Stärken des Films. Was mich allerdings ein wenig irritiert, ist das damals scheinbar begrenzte Wissen über Gifte.
„In einer Stunde wissen wir, ob das Essen vergiftet wurde.“
Ähm … okay? Gab es damals keine Gifte, die erst über einen längeren Zeitraum wirken?
Ich meine, ich hab genug Breaking Bad gesehen, um zu wissen, wie man jemanden langsam vergiftet. Da helfen auch Vorkosterinnen nichts.
Aber egal. Davon mal abgesehen (und von der unnötigen Nacktszene – wenn zwei Personen Sex haben, ohne zu viel Haut zu zeigen, ergibt es für mich wenig Sinn, später doch nochmal eine Nacktszene nachzuschieben) gibt es eigentlich nicht viel zu meckern.
Der Film ist ruhig. Unaufgeregt. Überlegt. Keine übertriebenen Dramen oder Musik, die vorschreibt, was man fühlen soll. Das schaffen die Darstellenden schon ganz allein. Allen voran Max Riemelt als SS-Offizier Ziegler, der durch seine einschüchternde Art eine unterschwellige Spannung erzeugt, die unangenehm unter die Haut geht.