28 Years Later – Ist das noch Zombiefilm oder kann das weg?

Hallo lieber Blog,

als Kino-Dauergast hat man leider den Nachteil, dass man die Trailer, die ja eigentlich Lust auf einen Film machen sollen, so oft sieht, dass sie einem zu den Augen heraushängen (sagt man so). Ich fürchte mich bereits vor dem „Tron“ Trailer, der mir verspricht dass ich ihn bis zum Kinostart im Oktober noch über 20 mal sehen werde…

Beim Trailer zu Danny Boyles neuestem Eintrag ins 28-Universe (oder ist es das Later-Universe?) war es aber irgenwie anders. Ja es hat enorm genervt, ständig diesen penetranten, sich steigernden, rhythmischen Sprechgesang zu hören – aber auf der anderen Seite hat es auch immer mehr angestachelt, herauszufinden, was es wohl damit auf sich hat.

Gibt es irgendwo einen verlassenen Außenposten, an dem rund um die Uhr dieses „Notsignal“ läuft?

Hat die letzte Überlebende es geschafft mit diesem Funkspruch eine ganze Gemeinschaft anzulocken und aufzubauen?

Ist es ein Trick um Reisende anzulocken um sie Hinterrücks Negan-Style wegzukeulen?

Well … let’s find out.

Lieblingszitate:

„Das Haus ist schon 100 Mal durchsucht worden, aber man kann nie wissen.“ – öffnet 3 offensichtliche Schubladen und ist genervt, dass sie leer sind

„Kein Verstand, keine Seele.“

„Hier gibt’s noch welche zum Abschießen, wenn wir Glück haben.“

„Wie viele hundert Jahre sind wir dieses Mal gefallen?“

„Ich reibe meinen Körper mit Iod ein. Das ist ein ausgezeichnetes Profilaktikum.“ – sag mir, dass du Arzt bist, ohne mir zu sagen, dass du Arzt bist

„Spike. Finde einen Platz für sie.“ – Kindheitstrauma unlocked

Dieser Film hat:

  • die Schwächen seiner Vorgänger konsequent übernommen
  • eine Menge infizierter Lümmel
  • sehr ungewöhnliche Tonalitätswechsel

Realtalk:

Das ist er also. Der Film zum besten Trailer des Jahres. Oder zumindest zum präsentesten Trailer des Jahres. Woche für Woche haben wir uns durch „Boots—boots—boots—boots—movin‘ up and down again!“ gearbeitet und der Hype wurde bewusst weiter befeuert – mit dem Wissen: „There’s no discharge in the war!“

Jetzt – Seven—six—eleven—five—nine-an‘-twenty mile to-day später – war es soweit, und nach Four—eleven—seventeen—thirty-two the day before Jahren wurde Danny Boyles große 28-Trilogie fortgesetzt (mit dem Start einer weiteren Trilogie). Und das schonmal vorweg – als kleiner Spoiler fürs Erwartungsmanagement: Der Film hat kein geschlossenes Ende. Das gezeigte Kapitel endet, aber der Start des nächsten wird bereits eingeläutet.
Boots—boots—boots—boots—movin‘ up and down again!

So viel zum Ende – aber starten wir lieber etwas weiter vorne. There’s no discharge in the war! Und der besagte Krieg hatte sich ja zum Ende von Teil 2 – mit dem präsenten Eiffelturm im Hintergrund – auf Europa ausgeweitet. Meine Erwartung war also, 28 Jahre später ein zerstörtes Europa vorzufinden. Einen Virus, der Menschen innerhalb von zehn Sekunden in wutgetriebene Bestien verwandelt, einzudämmen, ist aus meiner Sicht schließlich ein relativ unwahrscheinliches Unterfangen.
Doch Danny Boyle sieht das anders, und hat aber auch keinen Bock auf eine Erklärung – also müssen wir einfach hinnehmen, dass das Ende von Teil 2 keine Rolle mehr spielt. Der Virus ist wieder eingedämmt und auf Großbritannien begrenzt. Don’t—don’t—don’t—don’t—look at what’s in front of you. Okay. Meinetwegen. Dann bleiben wir halt auf der Insel.

Dafür geht’s aber endlich los mit Zombieaction! Oder?
Hmmmm … Jein. Zunächst gibt’s zwar einen Vater-Sohn-Trip nach Zombieland. Boots—boots—boots—boots—movin‘ up an‘ down again. Neben den Kills – für die Hawkeye eigentlich besser gepasst hätte als in Teil 2 – bekommen wir aber noch eine Zombie-Sozialstudie. Das Ergebnis nehme ich euch mal nicht vorweg – nur so viel: Wir sind nicht die Einzigen, bei denen sich toxisch-männliche Alphas herausgebildet haben.

Während Papa und Sohnemann auf ihrem Campingtrip sind, ist Mama zu Hause und quält sich mit dementem Fieber, das irgendwie auch an eine Infizierung erinnert … Sie müsste also mal zum Arzt. Und da kommt Ralph Fiennes’ Charakter ins Spiel, der sich in den letzten Jahren hauptsächlich mit Schädel-Jenga beschäftigt hat. Men—men—men—men—men go mad with watchin‘ em. 

Leider wird die gesamte Spannung im Film hauptsächlich dadurch erzeugt, dass man die ruckelige Shaky Cam wieder ausgegraben hat und alles recht hektisch aneinander schneidet. Das hat mich schon in den ersten beiden Teilen massiv gestört. Try—try—try—try—to think o‘ something different. Warum Danny Boyle weiterhin darauf zurück greift anstatt sich etwas Neues auszudenken, bleibt mir ebenso unklar wie der Grund, die sehr präsenten Trailermomente im Film recht lapidar abzuhandeln.
Die ominöse Bandansage, die im Trailer so wuchtig wirkt, ist ein altes Kriegsgedicht aus dem Jahr 1903 – hat aber aus meiner Sicht innerhalb der Handlung leider kaum narrative Relevanz. Oh—my—God—keep—me from goin‘ lunatic!

Ein großes Zombie-Action-Spektakel sollte man nicht erwarten. Stellt euch lieber auf ein „Comic-of-Age“-Drama ein, dann werden eure Erwartungen nicht so sehr überrumpelt wie meine. Boots—boots—boots—boots—movin‘ up an‘ down again! Das erklärt zumindest halbwegs, warum das letzte Drittel einen so massiven tonalen Shift hat, dass es eigentlich gar nicht mehr zum Rest des Films passt.

Fazit:

Der Trailer versprach Atmosphäre, Pathos und Revolution – der Film liefert eher fragmentierte Momente mit stilistischen Schwächen. 

Falls ihr anderer Meinung seid – seht es mir nach. Geschmäcker sind verschieden.
There’s no discharge in the war!

28 Years Later

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