Schocktober Teil 5 – Der langsamste Killer der Welt, Sydney Screamy und Geburtstagskinder

Hallo lieber Blog,

es ist Bergfest. Die Hälfte des Schocktobers ist bereits vorbei und ich bin auch bei der Hälfte der Filme angekommen, die ich mir vorgenommen habe. Ich bin wirklich gespannt, ob ich die zweite Hälfte auch so erfolgreich meistere und weiterhin fleißig meine Gedanken dazu teile.

Auf der Pro-Seite steht, dass ich schon viele Filme hinter mir habe, auf die ich weniger Bock hatte und jetzt mehr anstehen, auf die ich mich auch richtig freue. Quasi erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Auf der Contra-Seite steht aber natürlich auch wieder das Erwartungsmanagement – denn je mehr ich mich auf einen Film freue, desto höher ist die Falltiefe. Mal sehen, was uns so erwartet.

In A Violent Nature

Wir alle kennen die klassischen Slasher-Franchises rund um Freitag der 13., Halloween und Texas Chainsaw Massacre, in der eine Gruppe Tweens einem schleichenden Killer zum Opfer fällt. Aber wenn A24 so einen Film produziert, dann ist er nicht wie die anderen. Nein, bei meiner Lieblingsfilmschmiede – mit der Meinung stehe ich in der Filmbubble nicht gerade allein da – muss es immer etwas Besonderes sein, immer etwas anders. Im Fall von „In A Violent Nature“ folgt der Film nicht den Opfern, sondern fast durchgehend dem Killer.

Leider klingt das erstmal besser, als es dann tatsächlich ist. Denn Jason und Michael Myers haben den Ruf als langsame Killer nicht umsonst. Hier dürfte es sich wirklich um den langsamsten von allen handeln. Die 90 Minuten Laufzeit sind wirklich quälend lang, wenn man jemandem einfach nur dabei zuschaut, wie er endlos lang durch den Wald läuft, seine Ausrüstung einsammelt, weiter durch den Wald läuft, ein Haus umrundet, wieder durch den Wald läuft und dabei einfach — NICHTS tut. Ohne Mist, ich weiß nicht, ob mich ein Film jemals so genervt hat.

JEDE einzelne Kameraeinstellung ist zu lang. Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob der Film eine Parodie auf das ganze Genre ist, ohne es selbst zu wissen? Dazu kommt, dass bei den Effekten fast überall gespart wurde und die Charaktere sich maximal unplausibel verhalten – also schlimmer als in normalen Horrorslashern ohnehin schon. Dass der Film selber hinterfragt, warum einer der Dödel gerade seinen Autoschlüssel in den Wald geworfen hat, macht’s nicht besser. Das ist weder lustig, noch spannend. Warum dann aus dem Nichts auch noch Bashing gegen Cancel Culture und Political Correctness losgetreten wird, bleibt mir schleierhaft.

Zugegeben, dabei gab es EINE EINZIGE gute Vogelperspektive. Der Rest war ziemlich große Grütze. Da hätte man den Kopf lieber aus’m Arsch ziehen sollen, als durch den Bauch.

Immaculate

Zur Zeit ist an Sydney Sweeney kein Vorbeikommen. In „Immaculate“ darf sie aber zum ersten Mal in einem Horrorfilm mitmachen und dabei alles rausschreien, was sie hat. Als junge Nonne kommt sie in ein italienisches Kloster, das dafür gedacht ist, älteren Nonnen ihren „Weg zu Gott“ zu erleichtern. Italienisch zu lernen steht dabei nicht sonderlich weit oben auf ihrer To-Do-Liste. Warum auch – ihre Hauptaufgabe entwickelt sich dahin, schwanger zu sein – ohne jemals Sex gehabt zu haben. Ich hätte ja den Zeitraum in Frage gestellt, als ich einfach grundlos bewusstlos geworden bin – aber ok. Muss sie wissen. Ansonsten handeln die Charaktere bis auf einige Ausnahmen realistisch und teilweise sogar schon fast zu clever für einen Horrorfilm – ich sage nur Hahnenkopf.

Wenn man kleine Unsinnigkeiten mal ausklammert, gibt es nicht viel zu bemängeln. Gute Länge, gutes Pacing, gutes Schauspiel. Leider wenig Grusel. Dafür darf man Immaculate aber gut und gerne als Nunsploitation einordnen, denn Blut gibt es ausreichend. Aktionen haben konsequente Reaktionen.

Ich hätte mich zwar mehr über dämonischen Horror gefreut, als über einen blutigen Slasher, aber immerhin durfte ich Sydney Screamy kennenlernen.

Longlegs

Es dürfte mittlerweile klar sein, dass ich ein kleiner Nicolas Cage Fanboy bin. Umso überraschter war ich, als ich erfahren habe, dass er in Longlegs mitwirkt – und zwar als titelgebender Serienmörder. Ein Film, der in der Werbekampagne hauptsächlich auf kryptische Zeichen und merkwürdige Symbole mit Telefonnummern auf Straßenbannern gesetzt hat. In der Filmbubble wurde Longlegs mit Lobpreisungen überhäuft und vorab als der gruseligste Film der letzten 5 Milliarden Jahre angekündigt.

Gleich mal vorneweg – das ist er definitiv nicht. Er ist nicht mal der gruseligste Film, den ich im Shocktober gesehen habe. Aber das will er im Grunde auch gar nicht sein, denn im Kern ist Longlegs ein Krimi mit übernatürlichem Einschub. Um Nic Cages Figur wird lange ein großes Geheimnis gemacht. Das funktioniert sehr gut und gibt der Geschichte genügend Zeit, um sich zu entfalten. Obwohl er mit viel weißem Make-up zurechtgemacht wird, ist es leider Maika Monroe, die in der Hauptrolle relativ blass wirkt. Als sozial inkompatible Ermittlerin mit halbhellseherischen Fähigkeiten zeigt sie nur in einzelnen Momenten Emotionen, ansonsten bleibt sie zum Großteil ausdruckslos. Dafür bekommt Cage eine Rolle, die zu ihm passt und in der er seine Verrücktheit einmal mehr zum Ausdruck bringen kann.

Ich bin an sich kein Krimi-Fan, aber ich konnte mich hiermit ganz gut anfreunden. Bisschen Satanismus. Bisschen Grusel. Bisschen Ermittlungsarbeit. War für mich eine gute Mischung, hat mich aber auch nicht umgehauen. Lobend erwähnen möchte ich die Kameraarbeit, die sehr gut mit dem Zoom umzugehen weiß und die verspielten Andeutungen im Hintergrund machen auch Spaß. Am Ende verliert sich das Ganze ein wenig, offenbar wusste man nicht so wirklich, wo man mit der Geschichte eigentlich hin will. Das ist vermutlich auch der Grund, warum die Schlangenflashbacks nicht aufgelöst werden. Obwohl, doch. Satanismus.

Schocktober #5: In a Violent Nature, Immaculate & Longlegs

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